Fieberkrampf: Das solltest du wissen

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Eine überraschende Wendung

Es gibt Fälle, an die erinnert man sich auch als erfahrener Notfallprofi noch nach Jahren. In meinem Fall sind das gar nicht so sehr die absolute Horrorszenarien, sonder Fälle, die letztendlich harmlos waren. So war es auch bei diesem Fall:

Ein schöner Sonntagnachmittag in einer süddeutschen Kleinstadt. Ich habe Dienst auf dem Rettungswagen. Der Morgen war bereits ziemlich einsatzreich und wir haben die kurze Verschnaufpause genutzt, um uns schnell einen Döner zu besorgen. In weißer Voraussicht beginne ich bereits auf der Fahrt zur Wache zu essen, denn man weiß ja nie wie schnell wir zum nächsten Fall gerufen werden.

Das der nächste „Fall“ gerade nur 50 Meter neben uns geschieht, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Als wir an einer Ampel anhalten müssen, geht plötzlich alles ganz schnell: Lautes Geschrei! Die Beifahrertür wird aufgerissen, mein Döner fällt in den Fußraum und ein offenbar lebloser Säugling wird mir von einem schreienden Vater in den Arm gedrückt. Augenblicklich verfalle ich und auch mein Kollege am Steuer in allerhöchsten Stress, denn das Baby ist  im Gesicht blau angelaufen und bewusstlos, es hat die Augen verdreht und atmet offenbar nicht mehr.

Mein erster Gedanke: „Das Kind hat einen Atemstillstand und muss wiederbelebt werden“! Also steige ich aus, reiße die Schiebetür zum Patientenraum unseres Rettungswagens auf, lege das offenbar leblose Baby auf die Trage und beginne damit, die Kleidung des Kindes zu öffnen, um mit der Wiederbelebung zu beginnen, während mein Kollege bereits mit geübten Griffen das dazu notwendige Equipment vorbereitet.

Während ich versuche den Body des Jungen zu öffnen, stelle ich fest, dass der kleine Körper völlig verkrampft ist und plötzlich wird mir klar: „Hey, alles halb so wild. Das Kind hat nur einen harmlosen Fieberkrampf!“ Ich überprüfe nochmals gründlich die Atmung und stelle fest, dass das Kind flach atmet. Also informiere ich meinen Kollegen und uns beiden fällt ein großer Stein vom Herzen, denn aus zahlreichen Fällen wissen wir: Ein Fieberkrampf sieht furchtbar aus, ist in der Regel aber völlig harmlos. 

Nun fragst du vielleicht zurecht, warum wir als erfahrene Notfallprofis nicht sofort an einen Fieberkrampf gedacht haben, sondern die ersten zwanzig Sekunden von einem Atemstillstand ausgingen?

Um ehrlich zu sein: in den ersten Sekunden ist das manchmal gar nicht so leicht voneinander zu unterscheiden. Der Hauptgrund ist aber, dass ich in diesem Fall zum ersten mal überhaupt mit einem Kind konfrontiert wurde, das einen Fieberkrampf hatte, ohne das ich dies im Vorfeld bereits wusste. Sowohl mein Kollege und ich haben schon zahlreiche Kinder mit einem Fieberkrampf erlebt, aber dieses mal eben ohne Vorwarnung. Sei diesem Moment weiß ich, wie furchtbar der Moment ist, wenn das Kind plötzlich einen Fieberkrampfanfall erleidet. Deshalb ist uns wichtig, dass alle unsere Kursteilnehmer wissen, dass ein Fieberkrampf zwar furchtbar aussieht, aber in der Regel völlig harmlos ist. Dieses Wissen kann dir helfen in diesem relativ häufigen Notfall Ruhe zu bewahren und umsichtig zu handeln.

Das heißt natürlich nicht, dass man in diesem Fall nichts tun muss. In dem beschriebenen Fall hörte der Krampfanfall nach knapp 2 Minuten spontan wieder auf, weshalb wir keine Notfallmedikamente verabreichen mussten. Also blieb uns nur noch das Kind zu untersuchen, an unsere Überwachungsgeräte anzuschließen, den Papa zu beruhigen und anschließend in aller Ruhe zur nächsten Kinderklinik zu fahren, wo das Kind übrigens bereits am nächsten Tag gesund entlassen wurde.

Zahlen und Fakten zum Fieberkrampf

Ein Fieberkrampf ist ein verhältnismäßig häufiger kindlicher Notfall:

Ca. 5 % der Kinder erleiden einen Fieberkrampfanfall. Ein solcher Anfall wird von anwesenden Eltern oder anderen Betreuungspersonen als sehr bedrohlich empfunden, da er sehr dramatisch aussieht. Ein Fieberkrampf bleibt in der Regel ohne gesundheitliche Folgen für das Kind.

Ein Fieberkrampf ist, medizinisch betrachtet, also meist harmlos. Dennoch sollte man einen Fieberkrampf natürlich nicht ignorieren. Auch in einem solchen Fall gibt es ein paar sinnvolle Erste Hilfe Maßnahmen, die Sie schnell und einfach durchführen können.

Wie und warum ensteht der Fieberkrampf?

Fieberkrämpfe sind vom Gehirn ausgehende Krampfanfälle. Sie entstehen bei Fieber und können bei jedem normal entwickelten und gesundem Kind auftreten. Fieberkrämpfe entstehen übrigens nicht durch zu hohes Fieber, sondern durch einen zu schnellen Temperaturanstieg. Daher kann es gelegentlich auch sein, dass erst mit dem Fieberkrampf überhaupt registriert wird, dass das Kind Fieber hat.

Meist ist die Fieberursache ein harmloser Infekt. Nur sehr selten liegen dem Fieberkrampf schwerwiegende Infektionen zugrunde.

Typischerweise treten Fieberkrämpfe wischen dem 6. Lebensmonat und dem 5. Lebensjahr auf. Jugendliche und Erwachsene bekommen keine Fieberkrämpfe mehr.

Wie sieht ein Fieberkrampf aus?

Auch wenn er meist harmlos ist: Ein Fieberkrampf sieht tatsächlich sehr bedrohlich aus: Während des Krampfes wird das Kind bewusstlos. Das ist im Grunde eine gute Nachricht, da das Kind so nichts von dem Anfall mitbekommt. Zudem kann es zu einer Blaufärbung im Bereich der Lippen und generell im Gesicht kommen, weil das Kind während des Krampfes kaum atmet. Der ganze Körper des Kindes kann sich während des Krampfes starr verspannen, es können aber auch auffällige Muskelzuckungen auftreten.

In der Regel hört ein solcher Krampfanfall innerhalb weniger Minuten von selbst wieder auf.

Was du bei einem Fieberkrampf tun solltest

Wenn ein Kind einen Fieberkrampf erleidet, bleibe selbstverständlich bei dem Kind. Bleibe möglichst ruhig. Denke daran, dass ein Fieberkrampf meist harmlos ist. Achte darauf, dass sich dein Kind während des Krampfes nicht verletzt. Außerdem kannst du die Kleidung des Kindes auch etwas lockern, damit es frei atmen kann.

Vor allem wenn der Fieberkrampf zum ersten Mal auftritt, solltest du umgehend den Rettungsdienst über den Notruf 112 verständigen. Zum einen sollte das Kind nach dem Krampfanfall untersucht werden, zum anderen sind verschiedene Untersuchungen notwendig, um auszuschließen, dass der Krampfanfall nicht durch etwas anderes ausgelöst wurde. Außerdem kann der Rettungsdienst einen etwas länger anhaltenden Krampf mit entsprechenden Medikamenten beenden.

Stecke während des Krampfes bitte nichts in den Mund des Kindes – auch nicht deine Finger. Die Verletzungsgefahr der kindlichen Schleimhäute und auch der Zähne ist viel zu hoch. Außerdem hat es keinen Mehrwehrt für das krampfende Kind, wenn zusätzlich noch ein Fremdkörper im Mund steckt.

Was geschieht nach dem Krampfanfall?

Nach dem Krampfanfall kommt das Kind in die sogenannte Nachschlafphase. Das Kind istin dieser Phase sehr erschöpft und durchaus für einige Zeit nicht, oder kaum ansprechbar.

Wenn du bereits an einem unserer Kindernotfallkurse teilgenommen hast, kannst du die Nachschlafphase der B-Störung zuzuordnen. Daher weißt du in diesem Fall auch was zu tun ist. Drehe das Kind am besten auf die Seite und achte darauf, dass das Kind frei atmet. 

Nun kannst du auch in Ruhe die Körpertemperatur des Kindes messen. Das Fieber kann zudem durch Fieberzäpfchen und kühle Wickel gesenkt werden.

Wenn ein Kind zum wiederholten Male einen Fieberkrampf erleidet und der Anfall länger als einige Minuten dauert, ist die Gabe eines Notfallmedikaments sinnvoll. Dieses Medikament erhältst du bei Bedarf von deinem Kinderarzt bzw. Kinderärztin.

Vor allem nach einem erstmaligen Fieberkrampf sollte das Kind in einer Kinderklinik untersucht und für eine gewisse Zeit überwacht werden, damit andere, seltene Ursachen für den kindlichen Krampfanfall ausgeschlossen werden können.

Mehr über den Fieberkrampf und andere Notfälle im Kindesalter erfährst du in unseren Kindernotfallkursen. Wir bieten unsere Kurse an zahlreichen Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz an. Melde dich am besten jetzt gleich zu einem unserer Kurse an.